09.07. – 03.09.2023
Hermann Stenner
Hymnen an das Leben – Werke aus der Sammlung Bunte
Hermann Stenner (1891-1914) ist sicherlich eines der ungewöhnlichsten Künstlerphänomene des 20. Jahrhunderts. Obwohl er im Alter von nur 23 Jahren im Ersten Weltkrieg fiel, hinterließ er einen geradezu unerschöpflichen Potenzialraum an bildnerischen Experimenten. In seiner nur fünfjährigen Schaffenszeit durchlief er im Eiltempo, vom Impressionismus über den Expressionismus bis zur Abstraktion, die maßgeblichen Kunstrichtungen seiner Zeit, die er sich mit der Tiefgründigkeit seines künstlerischen Genies aneignete. Willi Baumeister, der gemeinsam mit Stenner und den späteren Bauhausmeistern Oskar Schlemmer und Johannes Itten die Komponierklasse Adolf Hölzels an der Stuttgarter Akademie besuchte, war überzeugt davon, dass Stenner „einer der besten Maler Deutschlands geworden” wäre.
Die deutsche und die französische Avantgarde – der Freiheitsdrang der „Brücke“, die lodernden Farben der „Fauves“ und die spirituell aufgeladene Malerei des „Blauen Reiter“ – inspirierten den jungen Künstler, seine ganz eigene künstlerische Sprache zu entwickeln. Stenner war ein Meister darin, seine Bildgegenstände mit den Ausdruckswerten der Farbe psychologisch aufzuladen. Von seinem Lehrer Adolf Hölzel lernte er, die bildnerischen Mittel autonom, also unabhängig vom Bildgegenstand, einzusetzen und zu systematisieren – die suggestive Kraft der Farbe war ihm angeboren.
In seinem Lebensgefühl als moderner Künstler stand er dem damals gefeierten Belgischen Symbolisten Emile Verhaeren nahe, der in seinen Gedichten die Neuromantik und das Maschinenzeitalter miteinander zu vereinen suchte; Wassily Kandinskys 1911 erschienene Schrift „Über das Geistige in der Kunst“ öffnete seinen Blick für die Grenzüberschreitung der Kunst hin zur Spiritualität. Beide spiegelten jene melancholischen und rauschhaften Schwingungen einer Epoche, die auch Stenner durchdrangen und ihm als modernem Künstler zu einer gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit verhalfen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war dieses vibrierende Weltempfinden überall zu spüren, im Ausdruckstanz einer Isadora Duncan und einer Loïe Fuller genauso wie in den modernen Lebensreformbewegungen, die zu alternativen Lebensentwürfen jenseits von Industrialisierung und Massengesellschaft führten.
„Ich sehe mich blau mit dunklen Augen vor Dir stehen“, schrieb der lebensbejahende und nach Entgrenzung strebende Stenner an seine Freundin, die Stuttgarter Solo-Tänzerin Clara Bischoff. Sein jäher Tod setzte einem der größten Malertalente der frühen Moderne ein tragisches Ende.
Begleitprogramm
Im Rhythmus der Natur – Figur und Landschaft im Werk von Hermann Stenner“
Ein Vortrag von Dr. Andreas Gabelmann, Kunsthistoriker, Radolfzell.
Die Beschäftigung mit Mensch und Natur prägte als wichtiges Aufgabenfeld die deutsche Moderne vor dem Ersten Weltkrieg. Im Schaffen des jungen Expressionisten Hermann Stenner (1891-1914) war die ausdrucksgeladene Einbindung der menschlichen Figur in verschiedene landschaftliche Kontexte ein zentrales Thema.
Der Vortrag folgt den Spuren von Leben und Werk des Künstlers und beleuchtet mit Bildbeispielen seine außergewöhnliche Stilentwicklung im kunstgeschichtlichen Spannungsfeld seiner Zeit.
Voranmeldungen:
per E-Mail: info@kunsthausapolda.de oder telefonisch: 03644/ 515364
Der Eintrittspreis für den Ausstellungsbesuch plus Vortrag beträgt 9,- €.
„Alles war Leben und Freude“ | Kuratorenführung
Kuratorenführung durch die Ausstellung mit Dr. Andrea Fromm, Kunsthistorikerin, Hamburg
KUNSTHAUS APOLDA AVANTGARDE
Bahnhofstraße 42, 99510 Apolda
Telefon 03644 / 515364
Telefax 03644 / 515365
www.kunsthausapolda.de
info@kunsthausapolda.de
ÖFFNUNGSZEITEN
Dienstag – Sonntag 10 bis 17 Uhr
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FÜHRUNGEN im Kunsthaus Apolda
Führungen sind nach telefonischer Voranmeldung möglich.
EINTRITTSPREISE
Erwachsene: 7,- Euro
Ermäßigt: 6,- Euro
Familienkarte 14,- Euro
Schulklassen: pro Schüler 1,- Euro
Begleitveranstaltungen: 9,- Euro
VERANSTALTER
Kunstverein Apolda Avantgarde e.V. in Kooperation mit dem Städtischen Museum Engen. Mit freundlicher Unterstützung: Kreisstadt Apolda.
Parken
Am Kunsthaus gibt es nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten. An den Wochenenden steht Ihnen zusätzlich der Parkplatz oberhalb des Kunsthauses (Zufahrt über Herder- und Brandesstraße) und der Parkplatz am Landratsamt (Zimmermannbau) zur Verfügung (Zufahrt über die Ackerwand). Weitere Parkmöglichkeiten finden Sie auf dem Park & Ride-Parkplatz am Bahnhof (Zufahrt über Sulzaer Straße) oder im Parkhaus an der Stadthalle (ausgeschildert). Zu Fuß sind es jeweils ca. 5 Minuten bis zum Kunsthaus.
Anfahrt Parkplatz oberhalb des Kunsthauses:
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Parkplatz am Landratsamt:
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