29.01. – 18.06.2023
Roy Lichtenstein und Robert Rauschenberg
POP ART Künstlerplakate
Roy Lichtenstein (1923-1997) und Robert Rauschenberg (1925-2008) gehören zu den wichtigsten Vertretern der amerikanischen Pop Art der 1960er Jahre, einer Stilrichtung bei der zitathaft oder metaphorisch auf die an Konsumgütern und Werbung immer mehr angereicherte urbane Lebenswelt Bezug genommen wurde. Im Gegensatz zum bis dahin führenden Stil des abstrakten Expressionismus war das Ziel der Pop Art die Kunst und das alltägliche Leben miteinander zu verbinden. Während in Europa – allem voran in Paris – das Plakat schon längst zum festen Bestandteil innerhalb des Werkes eines Künstlers gehörte, fand dieses Medium in Amerika erstmals in den 1960er Jahren seine Ausprägung. Im Gegensatz zum heutigen Massenprodukt „Poster“ ist das Plakat ein anspruchsvolles, vom Künstler entworfenes Werk, das in kleiner Auflage, oftmals signiert und nummeriert, zu bestimmten Anlässen entstand. Den Ausganspunkt dieses Genres nahmen die von New Yorker Galerien – allen voran die legendäre Galerie von Leo Castelli – an die Künstler in Auftrag gegebenen Ankündigungen ihrer Ausstellungen, die sogenannten Announcements, die gefaltet an Kunden verschickt wurden mit der Adresse der Galerie auf der Rückseite des Plakates. Aus diesen Anfängen entwickelten sich großformatigere Künstlerplakate, die sowohl politische als auch gesellschaftsrelevante und kulturelle Themen zum Inhalt hatten und somit ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft der 1960er Jahre darstellen. Der Umfang des Plakatwerkes von Robert Rauschenberg und Roy Lichtenstein ist erstaunlich und die Themen waren vielfältig: Plakate zur Unterstützung von Senatoren- und Präsidentschaftskandidaten, Umweltschutz, Festivals, UN-Konferenzen sowie Künstlerrechten. Die Ausstellung, welche in Kooperation mit dem Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg entstand, gibt mit mehr als 100 Künstlerplakaten einen retrospektiven Überblick und veranschaulicht den wichtigen Stellenwert des Künstlerplakates innerhalb des Oeuvres der beiden amerikanischen Künstlerpersönlichkeiten.
Konzeption: Susanne Flesche, Kunsthistorikerin
Bilder: Roy Lichtenstein, Salzburger Festspiele 1991 – Mozart, Offsetlithografie, Plakat © Estate of Roy Lichtenstein/VG Bild-Kunst, Bonn 2022 | Robert Rauschenberg, Texas Festival at the Kennedy Center for the Performing Arts Washington D.C., June 1991, Siebdruck, Plakat © Robert Rauschenberg Foundation/ VG Bild-Kunst, Bonn 2022 | Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Sammlung C. van der Osten
09.07. – 03.09.2023
Hermann Stenner
„Hymnen an das Leben“
Hermann Stenner (1891-1914) gehörte zu den bemerkenswertesten Malertalenten des 20. Jahrhunderts. Mühelos und im Eiltempo gelangte er in nur fünf Jahren vom Impressionismus zu seinen abstrakteren Spielarten und wäre “einer der besten Maler Deutschlands geworden”, so Willi Baumeister, der gemeinsam mit Stenner und den späteren Bauhausmeistern Oskar Schlemmer und Johannes Itten die Komponierklasse Adolf Hölzels an der Stuttgarter Akademie besuchte. Schnell verlor Stenner das Interesse am Impressionismus und der Pleinair-Malerei und zeigte sich beflügelt von den Werken der deutschen und französischen Avantgarde, der „Brücke” und des „Blauen Reiter”, des Fauvismus und Kubismus, die er in Münchner Galerien und auf der Düsseldorfer Sonderbundausstellung im Jahre 1910 sah. 1911 wechselte er in die Klasse Adolf Hölzels, der seit Jahren abstrakte Tendenzen in der Malerei verfolgte und Farbe, Form und Linie als autonome, bildgebende Elemente lehrte. Spätestens nach dem Besuch der Kölner Sonderbundausstellung 1912 allerdings, wo die gesamte internationale junge Moderne vertreten war, verlor auch die Hölzel-Lehre für Stenner zunehmend an Bedeutung. Die rauschhaften und neurasthenischen Schwingungen seiner Epoche, rissen auch Stenner mit und verhalfen ihm als modernem Künstler zu einer gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war dieses vibrierende Weltempfinden überall zu spüren, im Ausdruckstanz einer Isadora Duncun und einer Luïe Fuller genauso wie in den modernen Lebensreformbewegungen, die zu alternativen Lebensentwürfen jenseits von Industrialisierung und Massengesellschaft führten. 1914 setzte der Erste Weltkrieg seinem Leben ein jähes Ende und auf den Schlachtfeldern fielen mit ihm seine Hoffnungen auf eine bessere Welt. Mit der Ausstellung „Hermann Stenner. Hymnen an das Leben“ präsentiert das Kunsthaus Apolda Avantgarde über 100 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen dieses Ausnahmekünstlers. Die Werke aus den Jahren 1905 bis 1914, von denen viele erstmalig gezeigt werden, stammen aus einer der größten Stenner-Sammlungen weltweit: der Sammlung des Ehepaares Hermann-Josef und Renate Bunte.
Konzeption: Dr. Andrea Fromm, Kunsthistorikerin
Bild: Hermann Stenner, Skizze zu einem Selbstbildnis, 1912, Öl auf grober Sackleinwand, © Sammlung Bunte
17.09. – 17.12.2023
Marc Chagall
„Von Witebsk nach Paris“
Marc Chagall gehörte zu den prominentesten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Wie kaum ein anderer Künstler verband er in seinem Werk Metaphysik mit Profanem. In seiner zwischen Traum und Wirklichkeit angesiedelten Bilderwelt spiegelt sich das Reale als ein Märchen, in denen sich die Gestalten schwerelos im Raum bewegen, was seinen Bildern den Charakter des Phantastischen und nicht selten des Prophetischen verlieh. Unwirklichkeit und Poesie, Schwermut und freudige Überraschung sind hingegen nicht die einzigen Wesenselemente seiner Kunst, deren innerer Reichtum unerschöpflich zu sein scheint und hinter der sich die Erkenntnis des Künstlers für die Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz verbirgt. „Ich bin ein Maler, der unbewusst bewusst ist“, sagte Chagall einst. Eine befreiende Wirkung übte seine Malerei dabei sowohl auf eine junge expressionistische Malergeneration in Deutschland aus als auch auf die junge surrealistische Bewegung in Paris. Für Chagalls künstlerische Entwicklung wurde Paris entscheidend. „Das Land, das die Wurzeln meiner Kunst genährt hat, war Witebsk, aber meine Kunst braucht Paris, wie ein Baum Wasser braucht“, erklärte er. Mit der Ausstellung „Marc Chagall. Von Witebsk nach Paris“ widmet sich das Kunsthaus Apolda Avantgarde zum ersten Mal der Entwicklung seiner Bildsprache in den Pariser Jahren, die sich in diesen wichtigen späten Grafiken vollendet und zu einem Abschluss findet. Sein lithografisches Werk gilt als eines der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Die Technik der Lithografie begleitete Chagalls Schaffen dabei über 60 Jahre lang. Gezeigt werden 80 Grafiken, darunter eine Vielzahl von Unikaten und seltenen Zustands- und Probedrucken, die das Museum Pablo Picasso Münster dem Kunsthaus als Leihgaben zur Verfügung stellt.
Konzeption: Dr. Andrea Fromm, Kunsthistorikerin
Bild: Marc Chagall: Les Amoureux de la Tour Eiffel/Das Liebespaar vom Eiffelturm, 1960, Farblithografie, M. 187, Dauerleihgabe der Sparkasse Münsterland Ost im Kunstmuseum Pablo Picasso Münster © VG-Bildkunst, Bonn 2022