
15. September bis 15. Dezember 2019
HOMMAGE an LYONEL FEININGER
Fotografien von Angela Dolgner
Das Fotoprojekt
2018/19 arbeitete Angela Dolgner an einer Fotoserie als Hommage an Lyonel Feininger. Es handelt sich hierbei um mit der Kamera durch Mehrfachbelichtungen geschaffene Bildkompositionen Baukörper oder Details werden gleichsam als architektonische Collagen in ein völlig neues Verhältnis zueinander gesetzt. Nachbearbeitungen wurden eher zurückhaltend angewandt. Bewusst gesuchte Überschneidungen erzeugen die für Feininger charakteristischen kristallinen Brechungen. Dabei kalkulierte sie auch den Zufall der Verstärkung oder Minimierung der Farbe bei Überlagerungen bewusst ein. Als Motive dienten Dorfkirchen des Weimarer Umlandes und Gebäude in Halle (Saale), wie zum Beispiel der Dom und die Marktkirche, aber auch die Moritzburg, die Feininger nicht zum Motiv gewählt hat. Es ging nicht darum, Bilder des Meisters nachzustellen, sondern unter Verwendung typischer Elemente Feiningers eine eigene fotografische Bildsprache zu entwickeln. Bei jedem Schritt durch eine enge Straße, bei jeder Annäherung an ein Bauwerk verändert sich der Blick, die Perspektive, ergeben sich neue Verhältnisse der Bauteile zueinander – eine Erfahrung, die bereits Feininger machte. Diese Tatsache ausnutzend, verschmelzen fotografische Überblendungen von unterschiedlichen Standpunkten in den Fotografien von Angela Dolgner zu einer neuen Wirklichkeit.
Die Fotografin
Angela Dolgner, geboren 1955 in Burgstädt. Architekturstudium in Weimar. 1980–1982 Projektierungstätigkeit in Weimar. 1983–1987 Assistentin am Institut für Kunstgeschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, hier 1989 kunstwissenschafliche Promotion. 1987–2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie Leiterin von Archiv und Kustodie der Burg Giebichenstein – Kunsthochschule Halle, Kuratorin zahlreicher Ausstellungen. Seit 2017 freischaffend als Autorin und Fotografin.
Lyonel Feininger (1871 – 1956)
war ein deutsch-amerikanischer Maler, Grafiker und Karikaturist. Er zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne. Von 1919 bis 1932 wirkte er als Meister am Bauhaus in Weimar und Dessau. Doch schon seit 1906 reiste er immer wieder nach Weimar. „Die Dörfer, wohl über Hundert, in der Umgebung sind prachtvoll! Die Architektur (…) ist mir gerade recht, so anregend, zum Teil so ungemein monumental!“, schrieb Lyonel Feininger über das Weimarer Land. Seine Eindrücke bannte er in unzählige Skizzen, Zeichnungen, Holzschnitte und Gemälde. Allein zu Gelmeroda liegen mehr als 100 Arbeiten vor, davon zwölf Ölgemälde. 1928 stellte Feininger erstmals in Halle (Saale) aus. Zwei seiner Bilder wurden vom damaligen Museumsdirektor Alois Schardt angekauft, darunter Vollersroda III. Im Auftrag von Oberbürgermeister Richard Robert Rive versuchte er, Feininger für ein Porträt der Saalestadt zu gewinnen. Statt ursprünglich eines schuf Feininger zwischen 1929 und 1931 elf Gemälde und 29 Kohlezeichnungen. „Feininger sieht und erlebt dynamisch!“, stellte Alois Schardt 1931 fest. Er nutzte die Lebendigkeit der stürzenden Linien, entfernte sich von der Realität durch Abstraktion und Überhöhungen, entmaterialisierte den Bildgegenstand, der der irdischen Gebundenheit entrückt scheint. Seine Werke wurden zu visionären Sinnbildern menschlicher Schöpferkraft.